FOTO: © Thomas Aurin

Restitution Art Lab - Zur Rückkehr der afrikanischen Kulturgüter Nguetsa, Assomo, Njobati (Kamerun); Likunzi, the Bird (Angola); Barreiros, Furtado (Portugal); Neumann, Paradise Garden Team (Berlin) • Performance

Das sagt der/die Veranstalter:in:
Poesie erfüllt den Raum, eine Statue erzählt ihre Vergangenheit, von ihren Sehnsüchten und von der Gefangenschaft im Keller eines deutschen Museums. Videos zeigen, wie voll diese hierzulande sind und wie leer in Angola und Kamerun. Künstler:innen aus vier Ländern erzählen in persönlichen Monologen von ihren Beziehungen zu diesen Objekten. Diskussionen werden laut, ob auch diese Performance sich in einem postkolonialen Habitus bewegt: Expert:innen werden zitiert, Auseinandersetzungen ausgefochten darüber, was wem gehört, historische Bilder im nebligen Raum, historische Beschreibungen kolonialer Kriegsführung erklingen, der Klang von Mbvoko, Mbira, Klavier, Xizambi und Totohwe füllt den Raum. Die Dämonen unserer Vergangenheit haben uns eingeholt, die Nachfolger:innen der Bestohlenen fordern ihre Heimkehr und wissen, was mit ihnen Zuhause passieren soll. Restitution Art Lab – Zur Rückkehr der afrikanischen Kulturgüter nimmt es mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Verbindung zu verschiedenen afrikanischen Gesellschaften auf. Das künstlerische Labor von Paradise Garden verfolgt gemeinsam mit portugiesischen Partner:innen sowie Partner:innen aus Angola (als ehemalige portugiesische Kolonie) und Kamerun (als ehemalige deutsche Kolonie) die Fragen: Wie und warum wurden die afrikanischen Kulturgüter gesammelt? Welche Bedeutung haben sie heute und für wen? Wer erhebt Anspruch auf sie und mit welcher Begründung? Seit mindestens 50 Jahren diskutiert Europa über die Restitution kolonialer Museumsbestände an afrikanische Herkunftsgesellschaften. Wie kann es also sein, dass heute – im Jahr 2022 – immer noch kaum Kunstschätze zurückgegeben wurden? Bénédicte Savoy schreibt in ihrem Buch Afrikas Kampf um seine Kunst: „Der Kampf um Afrikas Erbe ist nicht nur ein Kampf der Afrikaner. Er ist auch in Europa ein Kampf zwischen Außen- und Innenpolitik, zwischen Diplomatie und Museen, zwischen Information und Desinformation. Dieser Kampf gleicht einem theatralischen Spektakel, das gnadenlos die Machtungleichheiten der kolonialen Kontinuität entlarvt.“ Das Projekt macht die bisher meist in den Feuilletons geführten Diskussionen um die Rückgabe afrikanischer Kulturgüter einer breiten Öffentlichkeit in einem Hybrid aus Theater, Performance, filmischer Dokumentation und Symposium zugänglich. Sylvie Njobati ist eine Aktivistin und Multimedia-Künstlerin aus Kamerun, genauer gesagt aus Nso, und ihr Großvater bat sie auf dem Sterbebett, die Ngonnso aus Berlin zurückzubringen: Eine mit Kaurischnecken bedeckte, stehende Holzfigur, die als Abbild oder Verkörperung der Nso-Gründungsmutter gilt und 1902 während der deutschen Kolonialzeit unter nicht mehr eindeutig erklärbaren Umständen durch den preußischen Offizier Kurt von Pavel nach Berlin kam. Begleitet wird sie von Landry Nguetsa, ein kamerunischer Schauspieler und Regisseur, der davon überzeugt ist, dass die Kulturgüter, nach ihrer Rückgabe und ihrer Ausstellung in den Museen ihrer Ursprungsgesellschaften, finanzielle Einnahmen generieren, die zur lokalen Entwicklung beitragen. Inês Beleza Barreiros und Kitty Furtado sind praxisorientierte Forscherinnen im Bereich der visuellen Kunst, die sich aktiv an der aktuellen Debatte über das Fortbestehen kolonialer Strukturen, insbesondere des Rassismus, und an der Forderung nach Wiedergutmachung beteiligen. Inês hat einen Hintergrund in Kunstgeschichte und Kitty in Theater. Beide kommen aus Portugal, einer ehemaligen Kolonialmacht, wo die Debatte über die Rückgabe von Kulturgütern praktisch tabu ist. Warum das so ist, obwohl die portugiesischen Museen und Institutionen mit Raubgut gefüllt sind, und welche Formen diese Nicht-Debatte annimmt, sind Schlüsselaspekte, die sie in ihrer Zusammenarbeit für Restitution Art Lab untersuchen. Jens Vilela Neumann leitet Paradise Garden künstlerisch und fordert die Offenlegung und die online-Verfügbarkeit der Archive europäischer Museen mit kolonialen Beständen.1976, in seinem Geburtsjahr, schrieb die Westdeutsche Zeitschrift der Monitor: „60 Jahre nachdem Deutschland seine Kolonien verloren hat, sind deutsche Ethnologen tief gespalten über die Frage der Rückgabe von Kunstwerken, die während der Kolonialzeit in deutsche Museen gebracht wurden, an ihre Herkunftsländer.” MIT:Kamerun: Sylvie Njobati, Landry Nguetsa, Juvenil AssomoAngola: Aline Frazão & Ana LucaoPortugal: Inês Beleza Barreiros, Kitty FurtadoTeam Paradise Garden: Robert Rickli, Melwin Funk, Mystha Mandersloot, Christine Wünsch, Àlvaro José Sánchez Rosero, Phillip v. Rothkirch, Luka Mukhavele, Jens Vilela Neumann Nach der Show am Freitag Künstlertalk: Artist RESTITUTION ART LAB + Filmmaker Carlos Balducci Nach der Show am Freitag und Samstag Expert:innenentalk mit:– Emanuel Matondo (Bürgerrechtler, Journalist)– Sylvie Njobati (Aktivist)– Dr. Yann LeGall (TU Institut für Kunstwissenschaft und historische Urbanistik)– Prof. Dr Heike Becker (University of the Western Cape)– Dr. Paola Ivanov (Kuratorin der Sammlungen Ost- / Nordost- / Zentral- / Südafrika Ethnologisches Museum Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) Zur Website des Projekts [http://paradisegardenproductions.com/project/work-in-progress-restitution-art-lab] gefördert durch das Auswärtige Amt

Location

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Linienstraße 227 10178 Berlin

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