FOTO: © Vaganten Bühne

MADAME KÖPENICK

Das sagt der/die Veranstalter:in:
Wilhelm Voigt, der "Hauptmann von Köpenick", starb vor 100 Jahren, am 3. Januar 1922, in Luxemburg. Dass er 1906 als Hauptmann verkleidet mit gutgläubigen Soldaten in das Rathaus von Köpenick eindrang und die Stadtkasse raubte, ist als Köpenickiade in die deutsche Sprache eingegangen und ist wohl am bekanntesten in Carl Zuckmayers Theaterstück von 1931 überliefert. Die Berliner Geschichte wurde zum Volksmythos, aber wie ging es weiter mit der Person Voigt? Ganz modern versuchte dieser, nach seiner Entlassung, Geld mit seinem plötzlichen Ruhm zu verdienen, produzierte eine Grammofonaufnahme, veröffentlichte Postkarten und ein Erinnerungsbuch, ging auf große Tournee und verkaufte Autogramme. Als Voigt im Jahr 1909 nach Luxemburg kam, war er bereits 60 Jahre alt und hatte insgesamt 30 Jahre im Zuchthaus verbracht. Eigentlich war er nur auf der Durchreise, aber hier machte er, nach seinem Auftritt, Bekanntschaft mit einer jungen Witwe: Frau Émilie Blum-Bernier. Rasch wohnte er zur Miete bei Frau Blum. Luxemburg war ein neutrales Land und gewährt ihm Sicherheit vor den deutschen Behörden. Doch dass er seine letzten Lebensjahre dortblieb, dabei spielte diese Frau sicher eine wichtige Rolle. Ohne sie hätte der gelernte Schumacher wohl nie in Luxemburg Fuß gefasst. Sie war Dreh- und Angelpunkt, er selbst in alten Strukturen verfestigt. Während es über Frau Blum so gut wie keine persönlichen Aufzeichnungen gibt – ein kurzes Interview mit der sogenannten "Madame Köpenick" fand im Jahre 1935 statt – weiß man von Voigt, dass er gerne weiterhin in seiner erfundenen Uniform durch die Straßen lief. Hatte er die Bedeutung seiner Geschichte und den Grund seines Ruhms wirklich verstanden? Offensichtlich hatte er das Herz eines Darstellers, dem die Rolle wichtiger war, als die Wirklichkeit. Der Luxemburger Autor Guy Helminger hat eine zeitgenössische und vielschichtige Beziehungskomödie über das Paar und seine Zeit geschrieben. Eine Zeit, die es in sich hat: Der 1. Weltkrieg, das Aufkommen der Suffragetten und des Feminismus, Erfindungen, die Spanische Grippe, Angst vorm Halley’schen Kometen, eine immer globalisiertere Öffentlichkeit ... – eine Zeit, die der unsrigen in vielerlei Hinsicht erstaunlich nah ist. Als Koproduktion der Vagantenbühne Berlin und des Kasemattentheaters Luxemburg wird MADAME KÖPENICK  zunächst am 12. Januar 2022 in Luxemburg uraufgeführt und feiert am 03. Juni 2022 Premiere in Berlin.

Location

Vaganten Bühne Kantstr. 12A 10623 Berlin

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