Das sagt der/die Veranstalter:in:
Was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass Sie nur noch 2 Jahre zu leben hätten? Fallen oder fliegen? Lili Boulanger musste im Jahr 1916, im Alter von 22 Jahren eine Antwort auf diese Frage finden. Mit Sicherheit kam diese Aussicht viel zu plötzlich und doch nicht ganz unerwartet, denn seit frühester Kindheit lebte Lili Boulanger unter chronischen Schmerzen in Lunge und Darm. Aus Sicht ihrer Sterbestunde erzählt LILI. DAS LEBEN IST KURZ episodenhaft Erinnerungen an besondere Momente. Dabei bestimmen ihr unbedingter Lebenswille, ihre humorvolle Kraft und ihr zäher Trotz die Szenen. Gleichzeitig vermischen sich Traum, Albtraum, Realität und verzerrte Wahrnehmung mit ihrer preisgekrönten Kantate „Faust et Hélène“, die hier, aufgeteilt in Abschnitte, vollständig zu erleben sein wird. Dieses Werk ist von einer atmosphärischen Dichte, kraftvoller Instrumentation und klarer Melodieführung mit deutlichem Bezug zur Motivik der Romantik geprägt und zeugt von Lili Boulangers Gespür für das Musiktheater, das sie schon im Alter von nur 20 Jahren zu großer Reife bringen konnte. Sie schuf in nur sieben Jahren aktiven Musikschaffens ein Gesamt-Oeuvre von fast 50 Werken. In denen finden sich Anklänge von Wagner, Fauré, Saint-Saëns und Debussy genauso wie eingestreute Rückgriffe auf die alten Kirchentonarten oder zeittypische, und doch visionäre Ausflüge in die Pentatonik, wie beispielsweise in ihrer Vertonung des alten buddhistischen Gebets. In „Lili – Das Leben ist kurz“ werden ausgewählte Werke für das hier kammermusikalisch besetzte Ensemble adaptiert, darunter die helle, verführerisch leichte, fast impressionistische Vertonung des Gedichts „Les Sirènes“ oder das düster pulsierende Chorwerk für den gefallenen Soldaten „Pour les funérailles d’un soldat“. Sie nutzte ihre Begabung bis zum letzten Atemzug und diktierte ihrer Schwester noch am Totenbett die letzten Noten des „Pie Jesu“, ihres eigenen Requiems. Ihre Werke sind unsterblich und so berührt sie auch im Jahr 2022 weiterhin die Menschen, Sie und uns, und dreht sich nicht nur um sich selbst. Marc Blitzstein, Autor der Zeitschrift Saturday Review, äußerte sich schon 1960 über Lili Boulanger: „Honegger, Poulenc, Roussel, um nur drei zu nennen, die sie überlebten, verdanken ihr viel […] Wir möchten mehr von ihr hören. Wir möchten wissen, was uns entgangen ist.“

Location

NEUKÖLLNER OPER Karl-Marx-Str., 131 12043 Berlin

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