Jonas Höschl // TW: Europe

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Wo hört kritische Kunst auf und fängt Engagement an? Und wie lässt sich das eigene Engagement mit der Profession als Künstler:in vereinbaren, wenn beides nicht nahtlos ineinander übergehen soll?  

In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung TW: Europe nähert sich Jonas Höschl diesen Fragen auf selbst- und medienreflexive Weise. In ihrem Zentrum stehen zwei raumgreifende und multimediale Installationen: Europe is lost (2018) und 09. September 2015, Röszke (2021). Beide Werke kreieren ein assoziatives, bisweilen gewaltvolles Raumgefüge, in dem der Künstler sein subjektives Zerrissen-Sein zwischen Kunst und Aktivismus verhandelt. [...]

Es ist eine Stärke seiner künstlerischen Arbeiten, diese Fragen aufzuwerfen, anstatt sie mittels vermeintlicher Faktizität und Authentizität beantworten zu wollen. Darin unterscheiden sich Höschls Werke von einem Engagement, das sich mit den bestehenden Verhältnissen einverstanden erklärt. Der Künstler versucht nicht, eine eindeutige Lesart seiner Installationen und der in ihnen verhandelten medialen Repräsentationen vorzugeben. In der Tradition ästhetischen Eigensinns ermöglicht ihre immanente Bedeutungsoffenheit und Vielschichtigkeit vielmehr die Infragestellung des Gezeigten und damit dessen notwendige Diskursivierung. 

Ein begleitendes Filmprogramm aus neun unterschiedlichen Positionen verdeutlicht seinen Anspruch, dieses Projekt der Diskursivierung als das eines multiperspektivischen und vielstimmigen Kollektivs zu begreifen. Die beteiligten Künstler:innen stammen aus dem aktivistischen, freundschaftlichen und künstlerischen Umfeld des Künstlers: Dominik Bais, Anna Baranowski, Cana Bilir-Meier, Cihan Cakmak, Tim Erdmann & Christina Gotz (mit einem Musikvideo für Disarstar feat. Nura), die Frankfurt Hauptschule, Laura Leppert, Kalas Liebfried und belit sağ. Auf ganz unterschiedliche Weise verhandelt jede:r von ihnen drängende Themen unserer Gegenwart: Rassismus und Diskriminierung; Populismus und Rechtsextremismus; Restitutions- und Denkmaldebatten; vielschichtige Identitätskonstruktionen und Erinnerungspolitiken; Kollaboration und Solidarität; Trauma und Zärtlichkeit. 

Auszug aus dem Text von Mira Anneli Naß

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Where does critical art end and engagement begin? And how can one’s own engagement harmonize with the profession of artist, if the two are not to merge seamlessly? 

In his first institutional solo exhibition TW: Europe, Jonas Höschl approaches these questions by reflecting upon himself and the media. At the showing’s center are two spatially expansive, multi-media installations: Europe is lost (2018) and 09. September 2015, Röszke (2021). Both works create an associative, sometimes violent spatial structure in which the artist deals with his subjective feeling of being torn between art and activism.[...]

A strength of Höschl’s artistic works is that they ask these questions instead of wanting to answer them with supposed factuality and authenticity. In this, Höschl’s works are distinct from an engagement that declares itself in agreement with the existing conditions. The artist does not seek to predetermine an unambiguous way of interpreting his installations and the media representations they deal with. Rather, in the tradition of aesthetic willfulness, their immanent openness to different interpretations and multifacetedness makes it possible to question what is shown and, with that, the necessity to render it discursive.

An accompanying film program from nine different positions underscores his ambition to understand this project of discursivization as that of a multiperspectival and polyphonic collective. The participating artists come from the artist’s milieu of activists, friends, and artists: belit sağ, the Frankfurt General School, Cana Bilir-Meier, Cihan Cakmak, Tim Erdmann & Christina Gotz (with a music video for Disarstar featuring Nura), Dominik Bais, Laura Leppert, Kalas Liebfried, and Anna Baranowski. In widely divergent ways, each of them deals with urgent themes of our present: racism and discrimination; populism and rightwing extremism; debates about restitution and monuments; many-layered constructions of identity and the politics of memory; collaboration and solidarity; and trauma and tenderness. 

Extract from the text by Mira Anneli Naß

Location

EIGEN + ART Lab Torstraße 220 10115 Berlin

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