FOTO: © © Nin Solis

Clashing Presents: Erinnern und Vergessen während der Abschaffung der Arten

Das sagt der/die Veranstalter:in:
Prozesse wie das Abschmelzen des antarktischen Eisschildes, das Artensterben, wirtschaftliches Wachstum oder die Entwicklung politischer Maßnahmen sind einerseits eng miteinander verwoben, folgen andererseits sehr unterschiedlichen zeitlichen Dynamiken. Wie kann das Aufeinandertreffen dieser verschiedenen Zeitlichkeiten in der anthropozänen Gegenwart sinnvoll und wirksam gestaltet werden? Die Anfangsphase des Anthropozäns ist durch eine krisenhafte Dynamik kollidierender Zeitlichkeiten gekennzeichnet. Während die Sphären des Planeten – von der Biosphäre bis zur Technosphäre – unterschiedliche Phasen extremer Beschleunigung und Verwerfung durchlaufen, scheinen gesellschaftliche Prozesse und Institutionen des Regierungshandelns beziehungsweise der politischen Entscheidungsfindung kaum Schritt halten zu können. Das Erdsystem steht kurz davor, eine Reihe von Kipppunkten zu überschreiten, die das Leben auf dem Planeten auf unbestimmte Zeit beeinflussen werden. Die enger werdenden Zeitfenster, die verbleiben, um diese Entwicklungen aufzuhalten, machen die Frage nach Gerechtigkeit und Überleben im Anthropozän zu einer Frage der Versöhnung der Zeiten. Ausgehend von einer Betrachtung der Spuren, die diese „clashing presents“ bereits in den Archiven der Erde hinterlassen haben, erforscht die dreiteilige Veranstaltung die verschiedenen Latenz- und Beschleunigungseffekte der neuen Erdepoche, die im Gegensatz zum Tempo spätholozäner Gesellschaften zu stehen scheinen. Die einzelnen Sessions nehmen je einen Standort der stratigrafischen Erforschung des Anthropozäns zum Ausgangspunkt, um eine spezifische Perspektive auf die zeitlichen Dynamiken der Gegenwart zu beleuchten. Die Sedimente in der San Francisco Bay haben in den letzten Jahren einen rapiden Wandel des marinen Ökosystems registriert. Ausgehend von einer Betrachtung der materiellen Evidenz für diesen Wandel untersuchen die Teilnehmer*innen das sich beschleunigende Artensterben. Angesichts des sogenannten sechsten Massenaussterbens finden kulturelle Vorstellungen vom Wert des Archivierens, Bewahrens und Erinnerns ihre Entsprechung in der Einrichtung von Gendatenbanken, der synthetischen Biologie sowie in Versuchen der „Wiederbelebung“ verschwundener Arten. Wie lässt sich das Ausmaß und die Geschwindigkeit des derzeitigen Artensterbens erfassen? Lässt sich dessen Unumkehrbarkeit überhaupt begreifen? Wie beeinflusst das Aussterben von Arten das Verständnis von Leben und Spezies im Allgemeinen? Mit Orit Halpern, Stephen Himson, Sophia Roosth, Mark Williams und Matthew C. Wilson

Location

Haus der Kulturen der Welt | HKW John-Foster-Dulles-Allee 10 10557 Berlin

Hol dir jetzt die Rausgegangen App!

Sei immer up-to-date mit den neuesten Veranstaltungen in Berlin!