FOTO: © Installationsansicht, David Claerbout, The Close, 2022 in Galerie Rüdiger Schöttle, Foto: Wilfried Petzi, © David Claerbout, VG Bild-Kunst Bonn 2024

Chen Wei: Fractured Chapters

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Die Galerie Rüdiger Schöttle freut sich nach sechs Jahren wieder eine Einzelausstellung des chinesischen Fotokünstlers Chen Wei zeigen zu können. Der Ausstellungstitel „Fractured Chapters“ spielt auf die bruchstückhafte Wahrnehmung des Menschen an, die oft subjektiv verzerrt ist. Mit dieser Ambiguität spielt Chen Wei auch in seiner Bildfindung. „We all live in mutual misunderstandings and biases. Differences breed culture and propose coexistence. These give birth to unreachable goals, unspeakable subjects, and a New City that is always under construction.”

Seit 2013 arbeitet Chen Wei an der Werkreihe „New City“, die vor allem die Auswirkungen des schnellen Wachstums der chinesischen Megacities seit den 1990er Jahren auf die chinesische Gesellschafft und dessen Stadtbild reflektiert. Sie zeigt die Gleichzeitigkeit von Modernität, Innovation, Zerfall und Verlassenheit. Die Schnelligkeit des Fortschritts erzeugt beim Menschen ein Gefühl, das sich durch eine Mischung aus Faszination und Melancholie bemerkbar macht. Diese Stimmung versuchte Chen Wei stets in seinen ikonischen, meist menschenleeren und bühnenhaft inszenierten Bildern zum Ausdruck zu bringen. Die urbanen Szenen wirken wie eingefrorene Momente eines Films oder Erinnerungen an einen Traum, die oft ein ungreifbares Gefühl hinterlassen. Diese fiktiven, surrealen Bildschöpfungen basieren auf Beobachtungen, die Chen Wei seiner alltäglichen Umgebung entnimmt.

Schon länger beschäftigte den Künstler die Frage, wie er die Werkreihe „New City“ in sich abschließen kann. Die durch die Pandemie bedingte Stagnation des Fortschritts in der Stadtentwicklung ergab sozusagen ein natürliches Ende für die Vorstellung der Kontinuität dieser „New City“. Die Arbeit „New Gate“ markiert eine Art Übergang dieser beiden Welten. Eine idyllische Straßenecke, beleuchtet in warmem Licht, führt den Betrachter zu einem Treppchen mit einem vermeintlichen Eingang, doch die Wand bleibt verschlossen, es ist keine Tür vorhanden. Aufgrund der schnellen Bauweise in China kam es immer wieder vor, dass Türen trotz baulicher Vorgaben an falsche Stellen gesetzt und somit wieder entfernt wurden. Der Titel dieser Arbeit ist aber auch eine Anspielung auf die alte Zen Weisheit, dass der große Weg ohne Tor ist.

Die stilistische Orientierung an den alten Meistern der Malerei und Fotokünstlern wie Jeff Wall oder Vertretern der Düsseldorfer Fotoschule ist auch in den neuesten Arbeiten von Chen Wei erkennbar. Die poetische Bildkomposition, bei der Farbe, Materialität und Licht perfekt aufeinander abgestimmt sind, steht immer im Vordergrund und wirkt unmittelbar auf den Betrachter. Die sozio-politische Anspielung auf das zeitgenössische Leben in China kommt erst bei längerer Betrachtung seiner Werke zum Vorschein. Die Präsenz des Menschlichen wird durch dessen Abwesenheit zusätzlich verstärkt.

Chen Wei (*1980 in der Zhejiang Provinz) lebt und arbeitet in Peking. Er zählt zu den wichtigsten chinesischen Fotokünstlern seiner Generation. Die Galerie Rüdiger Schöttle arbeitet seit 2010 mit Chen Wei und ist die einzige Galerie in Europa, die seine Arbeiten vertritt. Im Jahr 2021 waren seine Werke zuletzt in Einzelausstellungen im HOW Art Museum und im West Bund Art Museum in Shanghai zu sehen. Ende 2024 zeigt Chen Wei eine Solopräsentation bei Fotografiska in Shanghai.

Location

Galerie Rüdiger Schöttle Amalienstraße 41 80799 München

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