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4. Tischlereikonzert: Wider das Vergessen

Das sagt der/die Veranstalter:in:
In der Kammerkonzertreihe „Wider das Vergessen“ erinnern Mitglieder des Orchesters der Deutschen Oper Berlin an Musiker, die in Zeiten des Nationalsozialismus mit Berufsverboten belegt wurden, emigrieren mussten oder in den Vernichtungslagern getötet wurden. Der Abend erzählt deren Leben und Geschichten anhand von Musikstücken und persönlichen Dokumenten. Es liest die Schauspielerin Margarita Broich, Moderation: Benedikt Leithner, Solo-Pauker im Orchester. Am 13. Januar 2019 wurde in einem ersten Konzert bereits Wladyslaw Waghalter, Max Rosenthal, Werner Lywen und Hans Kraus gedacht, am 21. März um 20 Uhr steht das Leben und musikalische Wirken von Alfons Hirsch, Max Nelken, Kurt Oppenheimer und Ernst Silberstein im Zentrum des Abends. Alphons Hirsch 06.10.1892 – 12.03.1990 Alphons Hirsch war seit 1921 Mitglied der Bratschengruppe des Orchesters. Seine 1933 ausgesprochene Entlassung verzögerte sich, da er unter die zunächst geltende „Frontkämpferregelung“ für ehemalige Soldaten des Ersten Weltkriegs fiel. Da seine Frau Eva Hirsch schweizerische Staatsangehörige war, gelang beiden 1938 die Flucht nach Genf. Dort spielte Alfons Hirsch bis 1958 im „Orchestre de la Suisse Romande“. Max Nelken 08.02.1881 – deportiert am 14.11.1941 nach Minsk Max Nelken hatte seit der Gründung des Opernhauses im Jahre 1912 eine Stelle als zweiter Geiger. Er war auch als Geigenlehrer am Sternchen Konservatorium tätig. Mit seiner Ehefrau Edith Nelken wurde er am 14.11.1941 nach Minsk deportiert. Dort wurde er wahrscheinlich entweder bei Massentötungen im Juli 1942 ermordet oder starb bereits vorher infolge der schlechten Lebensbedingungen. Kurt Oppenheimer 01.01.1890 – April 1945 Kurt Oppenheimer war seit 1912 Mitglied der ersten Geigen. Während seines Studiums an der Königlichen Hochschule für Musik Berlin war er Preisträger der renommierten Joseph-Joachim-Stiftung. Auch seine Entlassung verzögerte sich aufgrund der „Frontkämpferregelung“. Ab 1937 arbeitete er zunächst als Geigenlehrer an der Jüdischen Musikschule Holländer. Im Juni 1941 emigrierte er nach Uruguay. Dort wurde er Mitglied im Sinfonieorchester in Montevideo, mit dem er auch als Solist auftrat. Nach schwerer Krankheit starb er im April 1945. Ernst Silberstein 15.10.1900 – 26.09.1985 Ernst Silberstein wurde 1923 stellvertretender und 1925 erster Solo-Cellist des Orchesters. Neben seiner Tätigkeit als Orchestermusiker war er ab 1929 Cellist im berühmten Streichquartett von Karl Klingler. Nach seiner Entlassung aus der Oper 1933 war es Ernst Silberstein dank der Fürsprache von Karl Klingler noch bis Anfang 1936 möglich, in Kammerkonzerten mit dem Quartett aufzutreten. Als ihm auch das untersagt wurde, emigrierte Silberstein im April 1936 nach New York. Dort war er ab 1937 im NBC-Sinfonieorchester unter der Leitung von Arturo Toscanini und an der Metropolitan Opera tätig, bevor ihn George Szell 1947 als Solo-Cellisten zum Cleveland Orchestra holte. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung 1967 und übte darüber hinaus bis 1975 sehr erfolgreich eine Lehrtätigkeit am Cleveland Instiute of Music aus.

Location

Deutsche Oper Berlin Bismarckstr. 35 10627 Berlin

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