Das sagt der/die Veranstalter:in:
In der Nacht sind alle Katzen grau? Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen wurden geschrieben, um das Gegenteil zu beweisen. Der Auftrag kam von einem Grafen Kaiserling, der unter Schlaflosigkeit litt und bei Bach einige Klavierstücke »sanften und munteren Charakters« bestellte, um seine grauen Nächte aufzuhellen.Bach war kein Freund von Variationen. Sie waren ihm zu langweilig – denn in jedem barocken Variationszyklus wird das Thema, es mag so schön sein wie es will, erst in Achteln, dann Sechzehnteln, dann Zweiundreißigsteln durchexerziert. Der junge Bach hat das ein einige Male an Choralmelodien wie »Sei gegrüßet, Jesu gütig« erprobt und dabei durchaus den Ausdruck zu steigern gewusst. Danach hat ihn das Genre fast vierzig Jahre lang nicht interessiert. Erst der Auftrag von Kaiserling forderte seine Gestaltungskraft neu heraus.Die Aria, das Thema seiner Goldberg-Variationen, ist ein galant geschwungenes Gebilde über einem langsam seine Umlaufbahn ziehenden Bass. Und dieser Bass ist die eigentliche Gravitationskraft des Zyklus, die dreißig Monde oder genauer gesagt, dreißig Variationen anzieht. Jede sieht ein bisschen anders aus, und diese Unterschiede galt es zu organisieren: Da gibt es zum einen Charakterstücke mit einem Ausdrucksspektrum von Übermut bis Verzweiflung, zum anderen sollten die virtuosen Möglichkeiten des zweimanualigen Cembalos ausgeschöpft werden, zum dritten konstruierte Bach Kanons über dem Bass. Bachs Versenkung in die Basslinie und das, was er auf ihr baut, hat etwas von einer nächtlichen Meditation. Durch die hochdifferenzierte Anordnung der Stücke bewahren die Goldberg-Variationen zwar weitgehend das Prinzip der ständigen Beschleunigung, lenken aber die Aufmerksamkeit stets auf wechselnde Aspekte, vom sich verändernden Affekt auf das Virtuose, von dort auf die Konstruktion. Kaiserlings Nächte waren nun bunt und voller Sterne.Jetzt kostenlos herunterladen: unser Programmheft mit Werkeinführungen und weiteren Artikeln und Informationen rund um das Barock-Festival.Programmheft als PDF herunterladen

Location

Berliner Philharmonie & Kammermusiksaal Herbert-von-Karajan-Str. 1 10785 Berlin

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