Richard Deacon: Fourfold Way

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Die Galerie Thomas Schulte präsentiert neue großformatige Skulpturen aus Edelstahl von Richard Deacon. Die beiden Arbeiten mit dem Titel Twofold Way sind die jüngsten in einer Reihe perspektivisch verschobener, skelettartiger Skulpturen, an denen der britische Bildhauer seit etwa 2008 arbeitet.

Deacon, der sich selbst als „Fabrikator" bezeichnet, ist bekannt für die Verwendung einer Vielzahl von Materialien – von Holz, Marmor und Edelstahl bis hin zu Schaumstoff, Ton und Leder, u.a. In Fourfold Way arbeitet er erneut mit Edelstahl; gefaltete Bleche werden zu einer abstrakten Form aus unregelmäßigen Polyedern zusammengefügt. Die Konstruktionsweise des Objekts ist im fertigen Werk spürbar – Nähte bleiben sichtbar. In Deacons Arbeiten bleiben oftmals Schrauben oder Klebstoffe, die zum Befestigen und Zusammenhalten von Materialien verwendet werden, erkennbar und beschreiben, wo und wie auf das Material eingewirkt wurde – seine genaue Beziehung zur Form.

Neben dieser Betonung der Materialität spielt für Deacon auch Sprache eine wichtige Rolle. Die Titel seiner Arbeiten verweisen auf Klischees und bekannte Phrasen oder spielen mit ihnen. Sie sind so doppeldeutig wie die abstrakten Strukturen selbst. Fourfold Way kann sich sowohl auf die Anzahl der Faltungen der Edelstahlbleche beziehen, aus denen die Formen entstehen, als auch auf einen Weg mit vier Richtungen.

Deacon sagt, dass sich die skelettartige Struktur aus dem Arbeiten in Keramik heraus entwickelt habe. Zunächst hatte er Tonklumpen ausgehöhlt – ausgehend von dem Material nahm er immer mehr davon weg. In Bezug auf eine andere Serie von Kleinskulpturen mit dem Titel Art For Other People (die er 1982 begann und für die der Künstler eine Vielzahl von Materialien verwendete) bemerkte Deacon: „Die meisten sind um ein Material herum gebaut, das nicht da ist." Dieser Wechsel zwischen dem Arbeiten von außen nach innen und von innen nach außen, zwischen positivem und negativem Raum, wird in großformatigen Skulpturen wie denen in Fourfold Way visualisiert. Das Fließende zwischen Innen- und Außenraum sowie die Schattenwürfe und Lichtreflexionen des Edelstahls verleihen der Arbeit mit ihrer modular anmutenden Konstruktion gewissermaßen eine Formbarkeit und sich verändernde Erscheinung. Einige Winkel sind spitzer als andere; eine Unterkante hebt gar vom Boden ab. Obwohl sich die Form horizontal erstreckt, ist sie von Leichtigkeit durchdrungen, ganz so als würde sie sich nach oben ausstrecken.

Durch die Bemalung der Innenseiten verwandelt sich auch ihr Material – Edelstahl – und unterstreicht die Beziehung zwischen Innen und Außen durch Veränderungen der Textur und Oberflächenqualität. Solche Dichotomien bestehen auch über das einzelne Werk hinaus, denn das eine ist innen weiß und das andere schwarz gestrichen – sodass ein Kontrast zwischen beiden, zwischen Hell und Dunkel entsteht. Die eine Skulptur ist gedrungener, kompakter, die andere erhebt sich steil, fast kathedralenartig. Sie bleiben voneinander getrennte Teile und suggerieren dennoch ein größeres Ganzes.

Tatsächlich erscheinen die Skulpturen in ihrer Gegenüberstellung als Verkörperung kosmischer Dualität, sie erinnern an architektonische Strukturen und bilden rätselhafte Netzwerke. Mit ihrer offenen und doch substanziellen Präsenz im Raum der Galerie wirken sie fließend, anfällig für Verschiebungen und doch präzise ausformuliert. Wie entgegengesetzte Pole greifen sie ineinander und ziehen dabei ihre Umgebung und uns in ein Feld rhythmischen Austauschs.

—Text von Julianne Cordray

 

Die Ausstellung wird gefördert von der Stiftung Kulturfonds/NEUSTART KULTUR.

Location

Galerie Thomas Schulte Charlottenstraße 24 10117 Berlin

Location

Galerie Thomas Schulte
Galerie Thomas Schulte Charlottenstr. 24 10117 Berlin

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