Die Uraufführung seines sinfonischen Liederzyklus »Das Lied von der Erde« erlebte Gustav Mahler nicht mehr – ein Umstand, der seinen Vertonungen von Nachdichtungen chinesischer Lyrik den Charakter eines musikalischen Testaments verleiht. Vor allem gilt das für das Schlussstück, den halbstündigen »Abschied«, mit seinem Grundton melancholischer Lakonik. Donald Runnicles stellt der Aufführung des »Lieds« mit den Solisten Annika Schlicht und Brian Jagde ein weiteres opus postumum zur Seite: Franz Schuberts erst 1865, 37 Jahre nach dem Tod des Komponisten, erstmals aufgeführte »Unvollendete«.