Filmprogramm artspringnale 2021

Das sagt der/die Veranstalter:in:

artspringnale 2021. Signale! Die artspringnale – das Filmprogramm von artspring berlin – zeigt alljährlich die unterschiedlichen künstlerischen Positionen der Film- und Videoschaffenden des Bezirks und stellt sie zur Diskussion. Wie artspring berlin lebt auch die artspringnale von der Begegnung, dem gemeinsamen Erlebnis und dem Austausch. 2021 aber ist alles anders und artspring berlin steht unter dem Thema SIGNALE!. Was hören und was sehen wir? Was senden wir? Diese Fragen richten sich insbesondere auch an die Film- und Videokunstszene, denn seit März letzten Jahres steht sie unter Druck. Einnahmen bleiben aus, Förderungen fehlen, Produktionen stehen – mehr oder weniger – still. Freiräume verschwinden, die persönliche Begegnung ist reduziert, Frustration und Depression nehmen zu, als gesellschaftliches Phänomen, aber auch ganz individuell. Wie macht man weiter und was macht das mit der Filmkunst? Beeinflusst die Erfahrung der Fragilität die Inhalte und Formen? Welche Signale gehen von ihr aus? Wenn die Empfänger physisch nicht präsent sind, werden die Signale dann radikaler? Politischer? Essentieller? Oder verlagert sich die Arbeit ins Private, in den eigenen Resonanzraum und versendet sich im Äther? Ist der Empfang unterbrochen und müssten wir nicht eigentlich von Störsignalen sprechen? Wäre das nicht sogar noch zukunftsweisender? Wir wussten es nicht und riefen mit einem Open Call auf zur Einsendung der (Stör)Signale. Die Einreichungen und die daraus kuratierten Programme offenbaren eine vielfältige Bandbreite an Antworten, werfen aber auch neue Fragen auf. Um diesen Fragen nachzugehen und Antworten für die Zukunft festzuhalten, werden die Screenings durch anschließende Live-Talks mit den Filmschaffenden begleitet. Denn eines ist sicher: Es wird ein danach geben und wollen wir es produktiv gestalten, dürfen wir das hier und jetzt nicht nur ertragen und vorübergehen lassen, sondern müssen es als Ausgangspunkt für neue Ansätze betrachten. Der künstlerische Umgang und Ausdruck von Veränderungen, Brüchen und gesellschaftlichen Herausforderungen ist gleichzeitig kein neues Thema für den Großbezirk Pankow. Vom surrealen, düsteren und scheinbar ausweglosen Psychogramm des „Cabinet des Dr. Caligari“ (1920), über die desillusionierte und scheinbar handlungsunfähige Jugend in „Berlin – Ecke Schönhauser…“ (1957), das in Grenzen hart erkämpfte Bedürfnis nach weiblicher Individualität der „Solo Sunny“ (1980) bis hin zu den ungefilterten Bildern des ‚Sommers der Anarchie‘ zwischen zwei Gesellschaften in „Berlin–Prenzlauer Berg. Begegnungen zwischen dem 1. Mai und dem 1. Juli 1990“ (1990) und dem stillen und sozial kälter werdenden Alltag in „Sommer vorm Balkon“ (2006) – der Bezirk war und ist Seismograph für den Beginn neuer Gesellschaften. Ganz zu schweigen von den unzähligen verbotenen und unveröffentlichten, quasi fürs Archiv produzierten filmischen Werken. So spannt sich im Programm der artspringnale mit insgesamt vier Screenings ein Bogen von der jüngeren Vergangenheit des Bezirks bis in die Gegenwart und verschränkt die unterschiedlichen Zeiten miteinander. Der Auftakt am 7. Mai widmet sich der Kunst im Untergrund des Prenzlauer Berg von 1976 bis zur Wiedervereinigung 1990. Dieser Blick in die Vergangenheit versteht sich jedoch nicht allein retrospektiv, sondern bietet auch Anknüpfungspunkte für Fragen und Themen der Gegenwart. Nicht zuletzt kann hier auch die Frage nach der Systemrelevanz von Kunst und Kultur verortet werden. Das Screening am 14. Mai ist vor allem durch dokumentarischen Charakter geprägt und zeigt Lebenslinien im Laufe der Zeit. Der Fokus liegt auf weiblichen Perspektiven, dem Thema Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe. Das folgende Screening am 21. Mai versammelt kurze und mittellange Filme, die entweder im Kontext der Pandemie und des Lockdowns entstanden sind oder in diesem Kontext neue Perspektiven herstellen. Von grundlegenden Fragen zu Glück und Zufriedenheit, über die künstlerische Arbeit im Home Office bis hin zu Verlust, sich auflösenden Bildern und gefühlter Leere – die Fragilität der Zeit steht im Zentrum. Das letzte und finale Screening am 28. Mai schließt direkt an das vorhergehende an und wirft ausgehend von der aktuellen Situation den Blick in eine dystopische aber (hoffentlich) nicht ganz verlorene Zukunft. Gleichzeitig knüpft der letzte Film auch wieder an die eingangs erwähnte und die Gegenwart prägende Frage an: die nach der Systemrelevanz von Kunst und Kultur. Filmprogramm artspringnale 2021 Freitag, 7. Mai 2021 Mit dem Dokumentarfilm "Poesie des Untergrunds“ von Matthias Aberle und dem Experimentalfilm „September September“ von Gino Hahnemann aus dem Archiv "ex.oriente.lux“, wirft der Auftakt am 7. Mai einen Blick in die Vergangenheit des Bezirks. Claus Löser, Leiter des Archivs, sowie Matthias Aberle werden für den anschließenden Live-Talk anwesend sein. Das Archiv „ex.oriente.lux“ Die im Archiv versammelten Filme entstammen einer Gruppe von Künstler:innen, die in den Jahren 1976 bis zum Ende der DDR im November 1989 eine alternative, unabhängige Filmszene bildeten. Das Besondere an dieser letzten Künstler-Generation der DDR war, dass sie in einer Zeit lebten und arbeiteten, in der ihnen ihr Land keinerlei Identifikationsmuster mehr bot. Und gemeinsam ist den Arbeiten – jenseits aller ästhetischen Bedeutung – dass es sie damals überhaupt gegeben hat. Dieser Umstand hebt sie aus dem grauen Einerlei der durchschnittlichen Anpassung hervor. Sie reflektieren heute Befindlichkeiten, die sonst nicht mehr nachvollziehbar wären. Poesie des Untergrunds - Prenzlauer Berg kontrovers 1976–1990 Regie: Matthias Aberle, Buch: Bert Papenfuß // 2009 // 87 min. // deutsch Der Prenzlauer Berg in Ost-Berlin: Transitraum der DDR-Künstlerszene zwischen Ost und West. Ab den 70er Jahren tauchen Künstler wie Cornelia Schleime, Harald Hauswald, Sascha Anderson, Alexander Zahn, die Mitglieder der Punkbands Rosa Extra und Planlos u.v.a. aus der „Realität, die versagt hat“ in die Prenzlberger Hinterhoflandschaft ab. Unter den Augen der Stasi experimentiert man hier zwischen Dadaismus und Punk, schreibt, fotografiert, malt, musiziert und filmt. Bis die Mauer fällt. Mit sehr persönlichen Interviews und zum Teil unveröffentlichtem Archivmaterial zeichnen Matthias Aberle und Bert Papenfuß in ihrem Dokumentarfilm ein stilles bis schrilles Porträt der kontroversen Prenzlauer Berg-Künstlerbohème von den 70er Jahren bis zur Wiedervereinigung. Freitag, 14. Mai 2021 Dokumentarisch zeigt das Programm am 14. Mai Lebenslinien im Laufe der Zeit. Der Fokus liegt auf weiblichen Perspektiven, dem Thema Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe. Anschließender Live-Talk in Anwesenheit einiger der Filmemacher:innen. Aschermittwoch Regie/Buch: Lew Hohmann, Jochen Wisotzki // DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1989 // 19 min. // deutsch Der Film erzählt die Geschichte Angelika Wettsteins, einer geschiedenen Frau und Mutter von sechs Kindern. Er zeichnet Skizzen aus ihrem Alltag, von ihrer Arbeit in der Kaufhalle "Pappelallee" im Prenzlauer Berg und berichtet auch von den sich abzeichnenden politischen Umbrüchen. Rotweinrock und Lammfellmantel Regie/Buch: Hannah Metten, Jan Gabbert // 2004 // 53 min. // deutsch Mit Wehmut geben Waltraut und Siegfried Köhler ihre Textilreinigung nach zwanzig Jahren auf. Der Abschied fällt schwer, ihnen wie ihren Kunden. Unaufgeregt beobachtet der Film sie in diesen letzten Wochen in ihrem Mikrokosmos auf der Stargarder Straße. Wise Women's World Regie: Amor Schumacher, Sonja Ortiz // 2021 // deutsch Wise Women's World ist ein fortlaufendes Interview-Projekt mit Frauen ab 60 Jahren zur generationenübergreifenden Wertschätzung und Wissensvermittlung. Das Wissen und die Erfahrungen, die alte Frauen mit sich tragen sind wertvoll und müssen weitergegeben werden. Wise Women's World gibt Frauen ab sechzig die Sichtbarkeit und die Stimme, die sie verdienen! Fairshare Sichtbarkeit für Künstlerinnen Regie: Lucia Gerhardt, Kamera: Lucia Gerhardt, Elena Panouli, Petra Weller // 2021 // 5:36 min. // deutsch Zum Weltfrauentag am 8. März 2021 fand in Berlin eine von Ines Doleschal und Rachel Kohn organisierte Aktion für mehr Sichtbarkeit von Künstlerinnen statt. Die Akteurinnen – Vertreterinnen aus allen Berliner Künstler:innen-Verbänden – bezogen Stellung auf der Piazzetta vor der Gemäldegalerie am Kulturforum. Mit Blick auf den Bauplatz für das geplante Museum der Moderne sowie rechterhand die Neue Nationalgalerie, formierten sich 7x7 Künstlerinnen zu einer Performance. Dabei beschrifteten sie die Granitplatten mit Namen von Künstlerinnen aus allen Jahrhunderten bis heute und besetzten damit den Ort. Gleichzeitig wurden von Sara Sommerfeldt mehr als 500 Namen von Künstlerinnen aus allen Epochen verlesen. Flankiert wurde die Performance von Bannern, die über Zahlen und Grafiken die derzeitigen Missstände in den Fokus nehmen. Der Film vermittelt auf künstlerische Weise einen Eindruck der Performance. Organisation: Ines Doleschal, Rachel Kohn, Kathrin Schrader Grafik und Plakate: Julie August Konzept Performance: Verena Kyselka Choreografie/Umsetzung: Hilla Steinert Stimme Forderungen: Rachel Kohn Lesung Künstlerinnennamen: Sara Sommerfeldt Freitag, 21. Mai 2021 Das Programm am 21. Mai versammelt kurze und mittellange Filme, die entweder im Kontext der Pandemie und des Lockdowns entstanden sind oder in diesem Kontext neue Perspektiven herstellen. Von grundlegenden Fragen zu Glück und Zufriedenheit, über die künstlerische Arbeit im Home Office bis hin zu Verlust, sich auflösenden Bildern und gefühlter Leere – die Fragilität der Zeit steht im Zentrum. Anschließender Live-Talk in Anwesenheit einiger der Filmemacher:innen. Was macht dich glücklich? Regie: Sylvia Schwenk // 2018 // 19:49 min. // diverse Sprachen mit deutschen Untertiteln ‘connect’ Project presents stories and interactions that build intrigue about who we are and how we relate to one another. The work is a social and visual portrait of over 160 people from 4 locations in the world sharing private stories and thoughts as they answer universal questions asked by the artist. The question “What makes you happy?” will be screened as part of this festival. The participants’ answers transfix us because they are either so relatable – or so un-relatable. Watching and listening to other people allows us to see ourselves in others and by doing so offers us a way to start connecting. Der rote Faden Konzept/Animation: Vanessa Cardui // 2021 // 1 min. // ohne Sprache Ein roter Faden spaziert durch die Stadt Berlin und hinterlässt auf den Fassaden seine Spuren, die zu Street Art werden. Der Faden zeichnet im wahrsten Sinne des Wortes seinen Weg durch die Stadt Berlin. NEVVS (Teil 1) Konzept: Frank Bubenzer, Musik: Brokdorf Klasik // 2019/20 // 6:41 min. // deutsch Eine Found Footage-Collage aus News- und Spielfilmausschnitten wird zu einer poetisch-verstörenden Spiegelung der Fernsehbildwelt. Gesteigert wird die Bilderflut durch Typografie als Bildelement und atmosphärische Musik. lights Konzept: Mady Piesold // 2021 // 1:15 min. // deutsch Menschengruppen in gleißendem Licht, rote Spots in sich ausbreitendem Schwarz, Explosion im Hintergrund. Es wird von einer Mondfähre gesprochen. Tag und Nacht. Das menschlich Greifbare löst sich auf. Der Blick in „lights“ richtet sich auf Innensichten menschlichen Lebens in dieser Zeit und fragt nach Bezugspunkten. Wo verorten wir uns aktuell? Wo stehen wir gerade? Wird die Explosion zur Implosion? Wie lange bleibt Kontakt zu uns, zur Erde? The last journey Regie: Lapo Simeoni, Musik: Laure Boer // 2019 // 11:17 min. // ohne Sprache The Last Journey is a tribute to the authors’ Mother Carla Simeoni, an Activist and dreamer. TraveIling with her mother since she was young, it was an honor to the author to stay with her for her last Journey from Scansano (Toscany) to Maccarese (Lazio). Unmerklich Konzept/Animation: M.-Ulrike Callenius // 2020 // 2:57 min. // ohne Sprache Ein filmisches Experiment mit eigenem Material: gefundenem, gezeichnetem, gemaltem, fotografiertem aus unterschiedlichen Zeiten. Bewegung und Stagnation, Veränderung und Stillstand sind die Themen dieser Arbeit und der Beginn einer filmisch biographischen Auseinandersetzung. Locked down frames Regie: Gabriele Avanzinelli // 2020 // 15:06 min. // englisch “Locked down frames” shows in a sequence of performative metaphors balance and flexibility as important factors in creative processes. This performative study sees its origins at Liverpool Institute for Performing Arts (UK) at the beginning of COVID-19 lockdown in 2020 as a creative response to the sudden void produced by the pandemic while founding a theatre company. Creating a company is a continuous weighing up of the risks and challenges, a balance on the “tension line” between “perception, what is already there, and imagination of the unknown which stands in front of us” (Tim Ingold). SOS Konzept/Animation: Matthias Daenschel, Sounddesign: Max Koth // 2021 // 0:37 min. // ohne Sprache Die wohl kürzeste Neuauflage eines alten Mythos! Freitag, 28. Mai 2021 Das letzte und finale Programm am 28. Mai schließt direkt an das vorhergehende an und wirft ausgehend von der aktuellen Situation den Blick in eine dystopische aber (hoffentlich) nicht ganz verlorene Zukunft. Anschließender Live-Talk in Anwesenheit einiger der Filmemacher:innen. #distance Regie: Sharon Paz // 2021 // 10:30 min. // diverse Sprachen mit engl. Untertiteln #distance deals with loneliness and isolation – inspired by Hannah Arendt’s essay in “The Origins of Totalitarianism” that addresses loneliness as the common ground for terror and tyrannical regimes’ use of isolation as a means of oppression. A collection of voices from all over the world reacting to our current condition and transform the answers through avatars into a virtual space. #distance erzählt von Einsamkeit und Isolation – inspiriert von Hannah Arendts Essay „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“, der Einsamkeit als Voraussetzung für die Anwendung von Isolation als Unterdrückungstechnik in Terror- und tyrannischen Regimen benennt. Paz hat Stimmen aus der ganzen Welt gesammelt, die auf unsere aktuelle Situation reagieren und ihre Antworten über Avatare in einen virtuellen Raum übertragen. Transmission 3569-78-1 Regie: Julian van Grey // 2021 // 9:03 min. // ohne Sprache Dies ist eins von vier interstellaren, offenbar aus der Zukunft gesendeten Dokumenten, dass wahrscheinlich auf die Erde verweist. Empfangen wurde es vor ca. einem Jahr und ist in den Wirren der beginnenden Pandemie völlig untergegangen. Das Signal kam möglicherweise von GJ 273 b. Zumindest legt die Richtung des Signals diesen Planeten nahe. Durch die Zusammenarbeit von führenden Programmierern und mehreren linguistischen und astrophysikalischen Gruppen konnte das Dokument dekodiert und der Text im Vor und Abspann entschlüsselt werden. Nach aktuellem Stand der Forschung verweist die Übertragung auf eine Katastrophe unklarer Natur. Sowohl was passiert ist, als auch wem, ist derzeit noch Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Blue Skins Regie: Amor Schumacher // 2020 // 4:37 min. // englisch In the near highly technological future, where skin contact is rare and dangerous, Liberty sets out on a journey to save the only person she trusts. B. T. R. (Born To Run) Regie: Nina E. Schönefeld // 2020 // 20:03 min. // englisch „B. T. R.“ spielt im Jahr 2043 und dreht sich um die zunehmende Macht autoritärer Autokratien und die Einschränkung von Journalisten weltweit. Im Zentrum steht das Schicksal der Filmheldin S. K. Y., die in einem rechten Erziehungslager arbeitet und anfängt über ihre Vergangenheit zu recherchieren. Dabei nimmt sie Kontakt zu einer Gruppe unabhängiger Journalisten und Verleger auf. www.artspring.berlin/artspringnale

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