FOTO: © Phil Dera

Force & Freedom: Beethoven zwischen Zwang und Freiheit

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Mit der neuen Produktion „Force & Freedom“ wenden sich Nico and the Navigators – im 250. Geburtsjahr von Ludwig van Beethoven – dem Leben und Werk des großen Komponisten zu. Was bedeutet es, sich die späten Stücke des Meisters heute mit allen Sinnen anzueignen? Wie haben sich diese Empfindungen im Hier und Jetzt verändert? Wie verhalten sie sich zu unseren aktuellen Erfahrungen? Mit „Force & Freedom“ setzt das renommierte Ensemble vom 17. bis 20. Dezember seine erfolgreiche Reihe der Staged Concerts sowie die Zusammenarbeit mit dem Kuss Quartett im radialsystem fort. Mit den Werken Opus 59, Nr. 3 Finale, dem „Heiligen Dankgesang“, Opus 135, der Großen Fuge sowie drei Beethoven-Liedern begeben sich Nico and the Navigators gemeinsam mit dem Kuss Quartett auf eine szenische und filmische Spurensuche – von den historischen Quellen bis in die eigene Gegenwart im Pandemiejahr 2020: packendes, sinnliches Musiktheater mit höchstem musikalischem Anspruch. Die Probenarbeit zu „Force & Freedom“ wurde im Frühjahr von einer radikalen Veränderung der Wirklichkeit überschattet: Durch die Corona-Pandemie musste nicht nur die Uraufführung bei den Schwetzinger SWR Festspielen 2020 abgesagt werden, auch die gemeinsame Arbeit der Ensembles war auf absehbare Zeit nicht möglich. Zwang und Freiheit, die ursprünglich vor allem die Koordinaten im Leben Beethovens umreißen sollten, wurden zur unmittelbaren Erfahrung für alle Beteiligten. Die Künstler*innen von Nico and the Navigators und dem Kuss Quartett begegneten der drohenden Resignation mit Nachrichten aus der gemeinsamen Gegenwart in der Vereinzelung: So entstand im digitalen Raum ein Krisen-Tagebuch, das sich am Ende zu einem Memory-Spiel der Erinnerung zusammenfügte. Die gesammelten Erfahrungen nimmt das Ensemble nun mit und arbeitet bereits während der Proben mit Kameras, um auf filmischer Ebene auch zukünftig einen breiteren, barrierefreien Zugang zum Projekt zu ermöglichen. Im vierten Satz von Beethovens Streichquartett Opus 135 finden sich unter dem Titel „Der schwer gefasste Entschluss“ zwei Motti als Spiel zwischen Auflehnung und Ergebung: „Muss es sein?“ und „Es muss sein!“. Wenn „Force & Freedom“ nun also Gestalt gewinnt, wird diese Mischung aus Trotz und Einsicht mitgedacht werden – nicht nur mit Blick auf Beethoven, sondern auch als Spannungsfeld, in dem sich unsere eigene, gegenwärtige Gesellschaft immer neu zu orientieren hat. Nico and the Navigators wurden 1998 von Nicola Hümpel & Oliver Proske am Bauhaus Dessau gegründet. Als Artist in Residence entwickelte das Ensemble in den Berliner Sophiensælen den Zyklus „Menschenbilder“ – eine Reihe erfolgreicher Inszenierungen, die mit ihrer bildstarken Sprache für internationales Aufsehen sorgte. Seit 2006 sind sie mit Projekten um Schubert, Händel, Bach, Rossini, Mahler und zeitgenössischer Musik in der Welt der Oper und des Musiktheaters zu finden. Das Ensemble geht weltweit auf Tour und gastiert an erstklassigen Bühnen sowie auf renommierten Festivals. 2011 wurden Nico and the Navigators als herausragendes freies Ensemble mit dem George-Tabori-Preis ausgezeichnet, 2016 erhielt Nicola Hümpel den Konrad-Wolf-Preis der Akademie der Künste. Das Markenzeichen des vielfach preisgekrönten Kuss Quartetts ist die Erarbeitung konzeptueller Programme, die stets einen roten Faden haben. Im Frühsommer 2019 erhielt das Kuss Quartett als erstes deutsches Streichquartett das legendäre „Paganini-Quartett“ von Stradivari als Leihgabe von der Nippon Music Foundation. Auf diesen Instrumenten spielte das Quartett auf Einladung der Suntory Hall Tokio Beethovens kompletten Streichquartettzyklus. Die gleichzeitig entstandene Live-Aufnahme erschien im Frühling 2020 bei dem britischen Label Rubicon Classics mit Unterstützung des G. Henle Verlags. Durch die Konzeptionsförderung "Musik 21 Niedersachsen" konnte das Quartett in den vergangenen Jahren vier neue Werke für Streichquartett von Enno Poppe, Aribert Reimann, Manfred Trojahn und Bruno Mantovani in Auftrag geben. Kooperationspartner dabei waren unter anderem Concertgebouw und Muziekgebouw Amsterdam, Paris Biennale, Wigmore Hall London und Suntory Hall Tokio. In den kommenden Jahren werden Iris ter Schiphorst, Mark André und Francisco Coll neue Streichquartette für das Kuss Quartette komponieren. Das Kuss Quartett spielt exklusiv Evah Pirazzi/Gold-Saiten.

Location

Radialsystem Holzmarktstr. 33 10243 Berlin

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