FOTO: © Uferstudios

ada goes garage - "reinkommen" on screen

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Johanna Lemke, Saskia Oidtmann und Maria Walser machen den Anfang der neuen Kooperationsreihe „ada goes garage“, die sich durch einen verbindenden Status der Künstlerinnen auszeichnet: Tanzschaffende, die auch Mütter sind. Klingt nach Revolution. Fühlt sich absurderweise auch so an, dabei könnten gerade jetzt Erfahrungen, Strategien und Arbeitsweisen junger Mütter im zeitgenössischen Tanz uns allen auf die Sprünge helfen. Als Gabi Beier, Raisa Kröger und Johanna Lemke sich im Juni zum ersten Zoom-Meeting verabreden, um über die Residenz-Idee zu sprechen, fällt ein Blumentopf im Wohnzimmer vom Beistelltisch und ein entscheidender Satz, während jemand aus dem Bild verschwindet, das Kind einsammelt und die Blumenerde auffegt: „Ich bin immer da, auch wenn ihr mich nicht seht!“ Die letzten Monate der Krise haben uns herausgefordert, grundlegend darüber nachzudenken, wie wir als Tanzszene zukünftig unsere Lebens- und Arbeitswelten gestalten wollen. Strukturen der Solidarität, alternative Produktions- und Aufführungsformate, andere Wege des Miteinanders und Neuaushandlung dessen, was vorher als selbstverständlich galt. Junge Mütter in der Szene müssen nicht erst seit Covid-19 beständig ihre Arbeitsbedingungen aushandeln - gegen ständige Flexibilität und stillschweigend vorausgesetzte Verfügbarkeit, prekäre Verhältnisse, Planungsunsicherheit. Neben strukturellen und ökonomischen Dimensionen ist Sichtbarkeit und damit auch Vernetzung, Anerkennung, PR ein großes Thema: Wie trifft frau Kollaborateur*innen, Kurator*innen, Journalist*innen, wenn sie nicht ständig am Abend auf Premierenpartys rumspringen kann…? Es ist vielleicht kein Zufall, dass im Dunstkreis des kollektiv organisierten Projekt-und Probenraums, garage - Werkstatt für Darstellende Künste e.V., vermehrt junge Mütter assoziiert sind. Für die von September bis November stattfindenden Showings zeigen drei Mütter-Choreografinnen sehr unterschiedliche Arbeiten, die sich nicht auf ihren Familienstatus reduzieren lassen und aus der Werkstattbühne per Videostream in die Wohnzimmer senden. Wenn Maria Walser das Chaos als wirkendes Prinzip untersucht, Saskia Oidtmann der „Natürlichkeit“ des Körpers nachspürt und Johanna Lemke Chopins Spuren tänzerisch untersucht, heißt „reinkommen“ auch rausgehen - weitermachen. JOHANNA LEMKE: "Ich arbeite als Tänzerin und Choreografin und bin Bandsängerin von ROOM SERVICE. Ich bin Mutter von drei Kindern. Seit einigen Jahren arbeite ich in einem Künstlerkollektiv „TEAM VOLUME“. Wir haben 2019 ein Stück zum Thema "Mütter in der Kunst - Göttlichkeit trifft Punk" mit schwangeren Performerinnen inszeniert und greifen oft für uns sozial relevante Themen auf. Im August 2020 ist die Premiere von "HELLO KEVIN/Installation of the senses", eine Mischform zwischen analoger live Tanzperformance und medialer Chat Übertragung. Ich werde die Residenz in der Garage nutzen, endlich mein Tanzvokabular genauer zu betrachten. Da wir in der Regel mit sehr geringen Mitteln recht große Themen aufwerfen, habe ich das Gefühl, nie richtig in das gefundene Tanzvokabular einzutauchen zu können, denn die Zeit reicht dafür nie aus. Jetzt habe ich diese Gelegenheit und freue mich sehr, meinen Fokus auf den Tanz zu richten und meine Sprache zu vertiefen. Ich habe mich entschieden, eine tänzerische Begegnung mit einer Synthesizer-Variation von Chopin-Nocturnes zu machen. Chopins Kompositionsstil ist beeinflusst von der polnischen Volksmusik, und er war zu seinen Lebzeiten dafür bekannt, ein Techniker gewesen zu sein. Seine künstlerischen Wege haben ihn nach Frankreich geführt. Ich sehe da interessante Verbindungen. Meine Kindheitswurzeln liegen in Litauen, wo die traditionellen Volkstänze für mich eine große Rolle spielten. Auch Volkslieder waren sehr präsent. Mich interessiert die scharfe Präzision von beherrschter Technik noch immer sehr im Tanz, und ich habe in Frankreich eine Anerkennung der Kunst gefunden, die ich aus Deutschland nicht kannte. Speziell im Tanz herrscht in Frankreich meiner Beobachtung nach eine weitaus bessere Bildung. Mein Kollektiv-Partner Jacob Stoy (Musiker) und ich werden an der musikalischen und tänzerischen Übersetzung zusammen arbeiten. Jacob und ich kommen beide aus der ehemaligen DDR und tragen etwas aus einer Zeit in einem Land in uns, das es nicht mehr gibt und das sich immer mehr auflöst. Ich hätte Lust, mit Erinnerung umzugehen - bezogen auf Zeit, aber auch darauf, wie viel ein Körper aufnehmen und wiedergeben kann." „reinkommen“ ist die jüngste Reihe des ada Studios. Sie gibt jungen Choreograf*innen die Möglichkeit, ihren Arbeitsprozess zu öffnen, das Publikum zum Reinkommen einzuladen und ins Gespräch zu kommen. Im Zuge der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie findet "reinkommen" diesmal online statt (www.ada-studio.de). "ada goes garage" ist ein Kooperationsprojekt des ada Studios mit dem Produktionsort für Tanz und Performance Garage in Berlin-Lichtenberg. Von September bis November lädt das ada Studio dreimal zum Reinkommen ein, um dem Publikum einen Einblick in die jeweiligen Rechercheprozesse der Künstlerinnen in der Garage zu geben.

Location

Uferstudios Uferstr. 8/23 13357 Berlin

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