FOTO: © Thomas Aurin

Don't be evil.

Regisseur Kay Voges gilt als Vordenker der digitalen Möglichkeiten für das Theater. In seinem neuen Stück "Don't be evil." zeigt er sich überraschend pessimistisch, in dem er unsere virtuellen Realitäten und unser Leben in der Timeline hinterfragt - Ziemlich harter Tobak!

Das sagt der/die Veranstalter:in:

„Was gab es denn? Was lag in der Luft? Zanksucht. Kriselnde Gereiztheit. Namenlose Ungeduld. Eine allgemeine Neigung zu giftigem Wortwechsel, zum Wutausbruch, ja, zum Handgemenge. Man erblasste und bebte. Die Augen blitzten ausfällig, die Münder verzogen sich leidenschaftlich.“ So beschreibt Thomas Mann im vorletzten Kapitel seines Zauberbergs die in einem Sanatorium vor sich hin dämmernden Figuren am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Atmosphäre ist geladen, die Erregung mit Händen greifbar. Etwas mehr als ein Jahrhundert später: Im Dauerflimmern der sozialen Netzwerke rüstet man sich für den kommenden Culture War. Alles erreicht uns, alles dringt unter unsere Haut. Minimale kommunikative Anstöße bewirken maximale Rückkopplung. Die Wut über die Wut der anderen macht uns immer wütender. Die Differenz wird zum Fetisch, die Echokammer zum Sinnbiotop, die Empörung im Gewand der Moral zum Reflex. Jeder bläst mit seinen Posaunen auf zum Kampf um die Wahrheit und die Hoheit der Zeichen. Aufregung für alle, bis die Weltkugel glüht. Hier stehen wir, verwundbar, eingewickelt in die Nerven der gesamten Menschheit. Wir sind im globalen Hier das dauernde Jetzt, uns einander unerträglich nah. Googles ehemaliger Slogan „Don’t be evil“ – immerhin bis 2017 offizielles Credo des Unternehmens – wirkt da bloß wie ein schwaches Elmsfeuer aus der Zeit linker Netz-Utopien und Free-Cyberspace-Manifeste. Denn wenn durch die Empörungskybernetik und Emotionsindustrie das Sowohl-als-Auch der Hyperkultur gegen das binäre Dafür-oder-
Dagegen der Filterblasen eingetauscht wurde, müssen wir wieder nach dem Dazwischen suchen. Durch welche Fenster sehen wir die Welt? Wer steht zwischen den Bildern? Und wem gehört die Hand, die da unentwegt durch die Timelines scrollt? Besetzung Mit: Andreas Beck, [Manolo Bertling](https://www.volksbuehne.berlin/de/kuenstler-innen/5559/manolo-bertling), Susanne Bredehöft, [Vanessa Loibl](https://www.volksbuehne.berlin/de/kuenstler-innen/8723/vanessa-loibl), Uwe Schmieder, Julia Schubert, [Sylvana Seddig](https://www.volksbuehne.berlin/de/kuenstler-innen/6211/sylvana-seddig), Werner Strenger Regie: [Kay Voges](https://www.volksbuehne.berlin/de/kuenstler-innen/5575/kay-voges) Bühne: Michael Sieberock-Serafimowitsch Kostüme: Mona Ulrich Director of Photography: Voxi Bärenklau Videodesign: Robi Voigt Live-Videoschnitt: Andrea Schumacher Live-Kamera: Jan Isaak Voges Musik: Paul Wallfisch Dramaturgie: [Ulf Frötzschner](https://www.volksbuehne.berlin/de/service/team/5991/), Matthias Seier Deutsch mit englischen Übertiteln.

Location

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Linienstraße 227 10178 Berlin

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