FOTO: © Nils Tammer

Herzstück

Das sagt der/die Veranstalter:in:

In der Folge von Hamletmaschine schreibt Heiner Müller Anfang der Achtzigerjahre einen Dialog, der nur 14 Zeilen lang ist. Das Stück beginnt mit: »EINS: Darf ich Ihnen mein Herz zu Füßen legen. / ZWEI: Wenn Sie mir meinen Fußboden nicht schmutzig machen. / EINS: Mein Herz ist rein. / ZWEI: Das werden wir ja sehn.« Es folgt eine Operation am offenen Herzen, an deren Ende eine Überraschung steht: »Arbeiten und nicht verzweifeln. So, das hätten wir. Aber das ist ja ein Ziegelstein. Ihr Herz ist ein Ziegelstein.« Vielleicht ist das Stückchen Text nicht mehr als ein Gag. Vielleicht ist es nur die Etüde eines müden Dramatikers aus Vorwendezeiten. Vielleicht ist es aber auch der nächste Schritt des großen Datenkomprimierers Heiner Müller. Ein Stück über Liebe und Zeit, über Arbeit und Verzweiflung. Sebastian Nübling und das Ensemble aus schwer arbeitenden Harlekinen setzen mit Herzstück die Arbeit fort, die sie mit Hamletmaschine begonnen haben. In seiner Kürze ist Herzstück eine Provokation, die auf den Kern der Frage nach Arbeit zielt. In Zeiten von Arbeitszeitflexibilisierung und bullshitjobs, von Neoprekarisierung und Start-up-Proletariat, von als Freiheit getarnter Ausbeutung und vielbesungener Alternativlosigkeit markieren Clowns die Lücke im Ablauf, den Fehler im reibungslosen Leistungsdrucksystem, der das Nachdenken ermöglicht: Für wen arbeiten wir eigentlich wieviel woran? Hereinspaziert! Wir zeigen heute: Ein Herzstückchen über Arbeit an der Farce, über Nicht-Arbeit als Rebellion, über Theater als Unterbrechung und Heiner Müller als Direktor eines Zirkus’ aufmüpfiger Clowns im kapitalistischen Herbst. Hinweis: Bei dieser Inszenierung ist leider kein Nacheinlass möglich für Zuschauer*innen, die verspätet kommen. Vielen Dank für Ihr Verständnis. https://youtu.be/9ByBQWSYchs

Location

Maxim Gorki Theater Am Festungsgraben 2 10117 Berlin

Hol dir jetzt die Rausgegangen App!

Sei immer up-to-date mit den neuesten Veranstaltungen in Berlin!