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Der Riss durch die Welt geht mitten durchs Gehirn. Im Blitzlichtgewitter der Synapsen orchestriert "Kolik" die radikale Selbstbefragung eines sterbenden Ichs und die letzten Sekunden eines widersprüchlichen Lebens. Die Komponisten Jannik Giger und Leo Hofmann übersetzen gemeinsam mit dem Regisseur Benjamin van Bebber Rainald Goetz' apokalyptischen Monolog in ein vielstimmiges Solo für die Sopranistin Sarah Maria Sun, Elektronik und ein Ensemble von Musiker*innen des Berliner Solistenensemble Kaleidoskop und Schweizer Solist*innen. Entstanden ist ein Gewebe aus Text, Gesang, Instrumentalmusik und Hörspielpassagen, das den Goetz'schen Wortkaskaden in all ihrer Vieldeutigkeit nachspürt. "Kolik" ist ein zeitgenössisches Passionsspiel über den Krieg im Kopf, das Rauschen der Welt und unsere Verletzlichkeit in einer hyperbeschleunigten Gegenwart. Sarah Maria Sun zählt zu den weltweit führenden Interpret*innen der zeitgenössischen Musikszene. Ihr Repertoire beinhaltet neben zahlreichen Liedern, Opern- und Oratorienpartien zurzeit über 800 Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts. Eine enge Zusammenarbeit verbindet sie mit Komponisten wie Helmut Lachenmann, Heinz Holliger, Georg Friedrich Haas, Salvatore Sciarrino und Bernhard Lang. Der NDR widmete ihr 2012, 2016 und 2018 Portrait-Konzerte. Ihre enorme Wandlungsfähigkeit demonstriert sie auch regelmäßig auf der Musiktheaterbühne. So wurde sie für die Rolle der Elsa in Salvatore Sciarrinos Monodram "Lohengrin" von der Opernwelt 2017 als Sängerin des Jahres nominiert. Von 2007-2014 war sie die Erste Sopranistin der international renommierten Neuen Vocalsolisten Stuttgart. Sarah Maria Sun studierte Gesang in Köln und Stuttgart sowie im Anschluss bei Darinka Segota und Tanja Ariane Baumgartner. Sie gibt regelmäßig Meisterkurse für Vokalmusik des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Saison 2018/19 führt die Sängerin u. a. zur Semperoper Dresden, zum Resonant Bodies Festival New York und zum Cervantino Festival Mexiko. Das letzte Album der Sängerin "modern lied" (2017) wurde für den Jahrespreis 2018 vom Preis der deutschen Schallplattenkritik e.V. nominiert. Benjamin van Bebber, geboren 1984, arbeitet als Regisseur, Performer und Dramaturg. Im Zentrum seiner Arbeit stehen die Erprobung kollektiver Arbeitsprozesse im Musiktheater und die Stimme als Möglichkeit experimenteller Begegnungen. Er ist Teil des Künstler*innen-Netzwerks cobratheater.cobra und gründete 2014 das musiktheatrale Produktionskollektiv "Institut für angewandtes Halbwissen". Er studierte Theater- und Musikwissenschaft sowie Philosophie in Frankfurt a. M. und Musiktheater-Regie an der Hamburger Theaterakademie. Zu seinen Produktionen zählen "FATZER/ KRIEG" (Kampnagel, 2013), mit Leo Hofmann "wir/ wir/ wir (Entwürfe)" (Biennale Bern, 2014) und "Winterreise - Vorstudie für ein nomadisches Leben" (Stimme X Hamburg, 2016), performative Installationen für das Festival "Greatest Hits" der Elbphilhar-monie auf Kampnagel (2015/16) und in der Fleetstreet Residenz sowie das Chorstück "Abhängigkeitserklärung" auf Kampnagel (2018). Die "Winterreise" wurde am Ballhaus Ost in Berlin, bei der Ruhrtriennale 2018 und in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut und der Kuratorin Jeanne Vogt/ Motion Bank Choreographic Coding Lab in Nairobi gezeigt. Neben der eigenen künstlerischen Arbeit leitet er Workshops, Film- und Theaterprojekte mit Kindern und Jugendlichen. Er war Stipendiat der Claussen-Simon-Kunststiftung (2014 bis 2015) und Preisträger des "Swiss Performance Art Award 2017". Der in Basel lebende Komponist und Videokünstler Jannik Giger, geboren 1985, studierte Musik und Medienkunst (BA) an der Hochschule der Künste Bern sowie Komposition an der Musikhochschule Luzern und Specialized Music Performance (Komposition) am Konservatorium Basel. Mit seinen Kompositionen und Videoarbeiten bewegt er sich ebenso im Feld zeitgenössischer Musik wie im Kunstkontext. Giger erhielt 2013 den Förderpreis für Musik des Kanton Solothurns und ein Atelierstipendium (2015) in London der Stiftung Landis und Gyr. Seine Arbeiten werden international im Musik-, Film- und Kunstkontext rezipiert wie beispielsweise der Wigmore Hall London, dem National Centre for the Performing Arts Peking, den Swiss Art Awards oder dem Theater Basel und von Formationen wie dem Ensemble Mosaik, Mondrian Ensemble, Trio Rafale, Ensemble Phoenix, der Basel Sinfonietta oder der Geneva Camerata aufgeführt. Für seine Kompositionen bedient sich Giger aus Versatzstücken aus Partituren und Interpretationen aus der Big Data der Musikgeschichte. Die Fragmente werden zum musikalischen Grundmaterial, aus dem er ein eigenständiges Neues entwickelt, indem er das Fremdmaterial bis zur Unkenntlichkeit verändert und weiterentwickelt. Was Zitat ist, was Weiterverarbeitung und was originäre Komposition, bleibt bewusst offen. Leo Hofmann, geboren 1986, kreiert, komponiert und spielt Musiktheater, Performances und Hörspiele. Er arbeitet mit Stimme, Bewegung und Elektronik, untersucht Musik zwischen Flüchtigkeit und medialer Fixierung, befragt das Visuelle im Musizieren und das Körperliche im Klang. Seine Arbeit umfasst ferner Musik für Theater, Radioarbeiten und Klanginstallationen. Seit dem Abschluss seines Master-Studiums "Contemporary Arts Practice" an der Hochschule der Künste Bern 2013 erhielt Hofmann diverse Auszeichnungen und Förderungen, darunter die Resi-denz "Studio Roma" des Istituto Svizzero di Roma, den "Giga-Hertz Förderpreis für elektronische Musik" des ZKM Karlsruhe, den Performancepreis Schweiz, sowie das Klangkunst-Stipendium des Landes Niedersachsen. Unter seiner Leitung entstanden seit 2013 diverse musiktheatrale Arbeiten, u.a. das Musiktheater "UNGEDULD" (UA Gare du Nord Basel) und das performative Hörspiel "Pachinko Playalong" (UA Imatronic-Festival 2014). Als Composer-Performer spielte er auf diversen internationalen Festivals und an Konzerthäusern, Theatern und Galerien z.B. am SPOR Festival Aarhus, im Cabaret Voltaire Zürich, am Festival KONTAKTE Berlin und am Goethe-Institut Nairobi. Das Solistenensemble Kaleidoskop wurde 2006 gegründet. Im Laufe der Jahre hat sich das Ensemble stetig gewandelt und immer wieder innovative Formen der Musikvermittlung erprobt. In Zusammenarbeit mit Künstler*innen aus anderen Genres sucht Kaleidoskop nach neuen Aufführungsformen. Das Repertoire reicht vom Frühbarock bis zur aktuellen Musik, auch eigene Musikkonzepte werden entworfen. Kaleidoskop arbeitet eng mit dem Radialsystem zusammen und ist zu Gast bei renommierten Festivals wie dem Kunstfest Weimar, den KunstFestSpielen Herrenhausen, dem Sydney Festival, dem Holland Festival, Wien Modern oder den Donaueschinger Musiktagen und war Ensemble in Residence u.a. bei den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker. Kaleidoskop spielt an Häusern wie dem Concertgebouw Brügge, Harpa in Reykjavík, Hellerau - Europäisches Zentrum der Künste Dresden oder Kampnagel Hamburg, dem Berghain und der Philharmonie. Im Laufe des künstlerischen Engagements hat das Solistenensemble mit Künstler*innen wie Sasha Waltz, Sabrina Hölzer, Jennifer Walshe, Georg Nussbaumer, Laurent Chétouane, Sebastian Claren und der Band Mouse on Mars zusammengearbeitet.

Location

Radialsystem Holzmarktstr. 33 10243 Berlin

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