FOTO: © Außenansicht, Foto: Luca Girardini

Juergen Teller. Enjoy Your Life!

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Juergen Teller zählt international zu den gefragtesten Fotografen der Gegenwart, und seine Arbeiten, oft umfangreiche Serien, werden in Büchern, Zeitschriften, Magazinen und Ausstellungen veröffentlicht. Nachdem er – aus einer Instrumentenbauerfamilie stammend – seine Bogenmacherlehre aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste, studierte er an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München und zog 1986 als freier Fotograf nach London. Dort begann er für Musik-, Zeitgeist- und Modemagazine zu fotografieren und wurde 1991 bekannt, als er die Band Nirvana auf ihrer Nevermind Release-Tour begleitete und seine sensiblen Fotos des schüchternen Frontmannes Kurt Cobain veröffentlicht wurden. Juergen Tellers Arbeiten bewegen sich seitdem permanent an der Schnittstelle zwischen Kunst und kommerzieller Fotografie, und sein Stilmittel ist das Porträt: In den Bereichen Musik, Fashion, VIPs, Alltag und Landschaft gelingt es ihm, mit einem sehr eigenen Gespür für Personen, Situationen, Milieus und Klischees unmittelbare, manchmal scheinbar einfache Bildkompositionen zu schaffen. Sie vermitteln eine gewisse Beiläufigkeit, die sich aber bei näherer Betrachtung als ausgewogene Bildkomposition und bewusste künstlerische Konzeption erweist. Gezielte Brüche von Sehgewohnheiten und Erwartungen sind einigen Arbeiten implizit und idealisierende, schönende oder verklärende Bildstrategien liegen ihm fern. Seine Bilder scheinen an die Substanz des Motivs zu reichen und die Visualisierung einer nicht perfekten Schönheit steht im Vordergrund. n bewusster Distanz zum immerwährenden Glamour im Bereich Mode- und People-Fotografie hat Juergen Teller eine exponierte Stellung: In Modekampagnen für namhafte Label versetzt er Schauspieler, Supermodels, Popstars oder andere Prominente in neue, oft irritierende visuelle Zusammenhänge, wie z.B. in der Serie Kanye, Juergen & Kim, Château d'Ambleville von 2015, gestattet ihnen ihre Individualität zu zeigen, und enthebt damit die Darstellung dem gängigen Abbildungskodex. Die Abgebildeten werden gewissermaßen entmystifiziert, indem Teller private, intime Momente scheinbar am Rande des öffentlichen Geschehens festhält. Und er macht Dinge zu ‚Stars‘, die selten so gekonnt und metaphorisch dargestellt werden: Das opulente Buch Eating at Hotel Il Pellicano. Juergen Teller, Antonio Guida, Will Self zeigt Aufnahmen, für die Teller 2013 die Kreationen des Sternekochs Antonio Guidas in dem toskanischen Hotel in Szene setzt. Dieses künstlerische Prinzip überträgt er auch auf die nicht kommerziellen Arbeiten. „Was mich letztlich einzig und allein interessiert, ist die Interaktion zwischen zwei Menschen. Einer von denen bin ich, der Fotograf. Und wenn mich diese Begegnungen berühren, dann ist es gut.“ So basieren seine Shootings mit Charlotte Rampling auf großer spielerischer Freude und einem inzwischen bedingungslosen gegenseitigen Vertrauen, was auch die jüngsten Aufnahmen mit ihr Charlotte Rampling, a Fox, and a Plate (Teller) im neuen Londoner Atelier belegen. Intendant Rein Wolfs: „Juergen Tellers Fotografie ist verführerisch und stets direkt, ästhetisch und echt, oft schön, aber mitunter auch bewusst unschön, immer jedoch ein kräftiges Statement über die Kraft des Zeitgenössischen.“ Manche Werkgruppen sind stark autobiografisch geprägt, wie Irene im Wald, 2012 oder Bilder und Texte, 2011 (eine Kombination aus Fotos und eigenen Texten) und zeigen als subjektive Dokumentationen die Auseinandersetzung mit seiner Jugend und Heimat. Seine Familie und seine Mutter Irene spielen dabei eine große Rolle, sie bilden die Basis, von der aus er agieren kann, und in der Überkreuzung von kommerzieller und nicht kommerzieller Fotografie sind sie Bindeglieder/Konstanten, die beide ‚Welten‘ vereinen. Tellers Neugierde und ‚Spielfreude‘ und vor allem seine Haltung, mit großer Selbstverständlichkeit Dinge/Motive zusammenzubringen, die scheinbar nicht zusammen gehören, zeichnen viele Arbeiten aus und so gibt es eben Aufnahmen von Modellen im heimatlichen Haus oder von Tante Gisela und Catherine Deneuve, die in Paris gemeinsam vor der Tür eine Zigarette rauchen. Arbeiten wie Siegerflieger – eine Art fotografisches Tagebuch der deutschen Fußballweltmeisterschaft in 2014 – und My Man Crush, Pep Guardiola – 2015 aus Fan-Perspektive während einer Chinareise entstanden – belegen Tellers Gespür für den Moment und vereinen sein ‚Unterlaufen‘ einer (scheinbaren) Grenze von Privatem und Öffentlichen. Aber auch die ungeschönte Selbstinszenierungen wie in The Clinic, 2015 gehören zum Konzept des Fotografen; er gibt viel von sich preis, öffnet den Blick auf seine privatesten Momente und zeigt seine Kinder, die Ehefrau, seine Mutter und sich selbst – nackt, auf dem Grab seines Vaters oder nackt auf einem Esel. Juergen Teller fordert von seinen Modellen die Bereitschaft zum Unverfälschten und Ungeschönten, so, wie sein unermüdlicher, ehrlicher, neugieriger, offener und unverstellter Blick auf das Motiv auch beim Betrachter Toleranz und Neugier voraussetzt. Er agiert wie ein Regisseur mit seiner Kamera, mit dem Set, den Requisiten und vor allem den Protagonisten seiner Bilder. So ist nachzuvollziehen, dass auch andere Personen den Auslöser der Kamera betätigen, wenn er selbst zum Modell seiner Inszenierungen wird. „Alles ist im weitesten Sinne eine Art Selbstporträt. Es ist einfach die Art, wie Du die Dinge siehst, und wie gewisse Dinge Dich neugierig machen und Dich einfach mitreißen.“, so Teller. In den seit 2016 entstandenen Serien Plates/Teller fließen alle bisherigen Themen und Kompositionen als Konzentrat zusammen. Und als „storyteller“ reflektiert Teller das Medium Fotografie als Spiegel der Gesellschaft und untersucht fast intuitiv dessen Medienwirksamkeit. Die Ausstellung war zuvor in der Bundeskunsthalle in Bonn und in der Galerie Rudolfinum in Prag zu sehen. VERANSTALTER Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn Bundeskunsthalle KURATORIN Susanne Kleine

Location

Gropius Bau Niederkirchnerstr. 7 10963 Berlin

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